Nachdem sie am Abend zuvor bereits die POPES OF PAGANISM supported hatten, kehrten Teile von FAUN schon am Abend darauf wieder ins Münchner Spectaculum Mundi zurück. Genauer gesagt die Herren Oliver S. Tyr und Stephan Groth, mit ihren Zweit-Projekten KAUNAN und ZIRP. Nachdem wir sowieso schon mal da waren, haben wir uns natürlich auch dieses Doppelkonzert noch angesehen.
Der letzte Satz soll gar nicht so abwertend gemeint sein, wie er für manchen jetzt vielleicht klingt. Selbstredend sind beide Formationen schon allein für sich einen Konzertbesuch wert und im Doppelpack sogar ein ganz besonderes Schmankerl (das es im Spectaculum Mundi übrigens so nicht zum ersten Mal gab)!
Beide Bands arbeiten mit alten Folktanz-Traditionen. Bei KAUNAN geschieht dies auf eher konservative Weise – was aber auf keinen Fall negativ gemeint ist. Traditionelle nordische Tanzmusik, vor allem aus Norwegen, geben die Herren S.Tyr, Koller und Hallmarken zum Besten, und so, wie sie da sitzen könnte man sie sich auf auch einem skandinavischen Volkstanz-Event von vor 100 Jahren vorstellen. Ob Polska, Slängpolska oder Walzer, die alten Stücke wirken in keinster Weise langweilig sondern werden durch KAUNAN wieder so richtig zum Leben erweckt.
Obwohl die Tunes auch an diesem Abend wieder sehr energiegeladen präsentiert wurden, und viele im Publikum schon ganz ansehnlich mitwippten, kam leider noch keine große Tanzaktivität auf. Das mag allerdings auch an der Teilbestuhlung des Spectaculum Mundi gelegen haben, die viele dazu verführte, der Musik lieber gemütlich im Sitzen zu lauschen. Schließlich saßen die Musiker ja auch beinahe während der ganzen Show, wie man es von ihnen gewohnt ist. Lediglich Göran hielt es manchmal nicht auf seinem Stuhl. Die Kommunikation mit dem Publikum übernahm, auch wie immer, in der Hauptsache Oliver, manchmal unterstützt durch eine Trockene Bemerkung von Boris
Aber in dem Fall waren auch nicht viele Worte notwendig – die Musik sprach für sich. Denn auch wenn das Publikum überwiegend (noch) nicht tanzte, sprang der Funke trotzdem über und die Stimmung war bestens. So wurden KAUNAN zum Ende auch nur nach einer Zugabe und mit großem Applaus von der Bühne entlassen.
Nach dem eher traditionellen Ansatz folgte nun die modernere Variante. Oder wie es die Band selbst nennt: „Drehleier-Fusion-Folk“. Übrigens, um hier der Wahrheit die Ehre zu geben: Die Gruppe ZIRP ist zwar tatsächlich das Grothsche Zweit-Projekt, der erste Platz gebührt in dem Fall jedoch nicht FAUN sondern der Gruppe LIEDERLICHER UNFUG.
Musikalisch taten sie es gottseidank dennoch, mit großem Können und stets spürbarer Spielfreude. Wobei ich sagen muss, dass der Funke bei mir am deutlichsten bei den neueren Stücken übersprang, bei denen die Band nach eigenem Bekunden absichtlich einen etwas progressiveren Weg einschlägt. Da darf man aufs neue Album sehr gespannt sein!
Geographisch sind die ZIRPer weniger festgelegt als KAUNAN und so gab es zwar auch skandinavische, aber auch französische oder alpenländische Klänge zu vernehmen. Vielleicht lag es an dieser Abwechslung, vielleicht an der rockigeren Umsetzung oder auch daran, dass die Anwesenden inzwischen warm genug geworden waren (Bier hilft bekanntlich), gegen Mitte des Auftritts kam immer mehr Bewegung in den Saal und einige Balfolk-Kundige im Publikum verhalfen schließlich auch dem Wort „Tanzmusik“ zu seiner eigentlichen Bedeutung.
Natürlich gab es auch hier jede Menge Applaus und klar, dass auch ZIRP nicht einfach ohne Zugabe von der Bühne verschwinden durften. Das mitreißende „La Toupie“ setzte den Schlusspunkt – nicht nur unter diesen schönen Folk-Abend sondern unter ein überhaupt denkwürdiges Wochenende.