Organisiert von den beiden britischen Musiker*innen Roxy Rawson und Cameron Laing, mit Unterstützung des Weißenseer Musikstudios „Famous Gold Watch“ und gefördert vom Music Board Berlin, versammelten sich am 21, September zehn Acts der internationalen Berliner Songwriter-Szene auf der kleinen Bühne der Freilichtbühne Weißensee. Das Berliner „Feral Folk Festival“, das in diesem Jahr erstmals stattfand, ist eine durchaus vielversprechende Neuentdeckung im Berliner Festival-Kalender, findet unser Redakteur Tom Rehbein.
Das Festival bezeichnet sich im Untertitel als „a celebration of Berlin’s alternative & folk scene“, wobei der Schwerpunkt zumindest bei der Erstausgabe sehr deutlich auf dem „alternative“ lag, denn nach einem kurzen folkigen Start ging das Programm dann recht zügig über zum Singer-Songwiter-Pop und hin zum Indie-Rock, mit gelegentlichen Ausflügen ins Psychedelische.
Der Nachmittag startete mit SIRENS UNLEASHED, einer „Supergroup“ aus Berliner Singer-Songwriterinnen, die ausgefeilten mehrstimmigen Gesang zu Gehör brachten. Die vier Frauen, Mone, Lena Minder, Olivia Void und Lotta St. Joan spielen jeweils in eigenen Bands und haben sich für dieses Projekt zusammengefunden. Im Anschluss an die „Sirenen“ folgte der schottisch-irische Sänger WYN ORAN, der seine verträumt-mystischen Songs, begleitet von Bouzouki und Flöte zum besten gab.
Im Laufe des weiteren Tages gab es anschließend ausgiebig Gelegenheit, neue Singer-Songwriterinnen kennenzulernen: Die niederländische Künstlerin KIKI ANNETTE präsentierte schöne Melodien in Gitarrenbegleitung, die gelegentlich auch ungewöhnliche Wendungen nahmen. LOTTA ST. JOAN, die erst im März dieses Jahres ihr zweites Album „Song For The Undecided“ veröffentlicht hat, wurde bei ihren romantischen Folksongs unterstützt von Gitarre und Bass und blieb vor allem durch ihre warme Stimme im Ohr. DONATA, einst Teil des preisgekrönten Indie-Pop-Duos NOSOYO, hat ebenfalls im Frühjahr 2024 ihr zweites Solo-Album herausgebracht und schaffte es, trotz melancholischer Texte, mit ihrem rockig-groovigen Sound das Publikum zum Mitschnippen zu animieren. Die Musik von Festival-Mitorganisatorin ROXY RAWSON schließlich erinnerte mit ihrer kräftigen hohen Stimme an Künstlerinnen wie JONI MITCHELL oder KATE BUSH.
In ganz andere Gefilde begaben sich dann TOLYQYN mit psychedelischen Songs und epischem Sprechgesang: DIRE STRAITS meets Westafrika meets GIL SCOTT-HERON. Sänger Roland Satterwhite, den man unter anderem von der Berliner Balkan-Swing-Combo Django Lassi kennt, ersetzt mit der gezupften Bratsche unter anderem den Bass und erzeugt damit einen einzigartigen Sound.
Mit MONE und GRIMSON landeten wir dann beim IndieRock. Während GRIMSON uns musikalisch mit auf eine Reise in die 90er Jahre nahmen, präsentierten sich MONE dagegen mit ihren Einflüssen aus Indie, Folk und einem Hauch Avantgarde besten Sinne als „schubladenfrei“ Band.
WITCH ‚N‘ MONK als krönender Abschluss des Festivals spielten eine Art experimentellen Avantgarde-Ethno-Jazz, dessen durch Einsatz von verschiedenen Flöten, Gitarre, Stimme und Technik erzeugte, ausgesprochen gewöhnungsbedürftige und spookige Klänge auf eine verstörende Art interessant waren.
Alles in allem war die Erstausgabe des „Feral Folk Festival“ ein schöner, sonniger und entspannter Spätsommertag in familiärer Atmosphäre mit durchweg erfreulicher Musik. Wir freuen uns schon auf die zweite Ausgabe im nächsten Jahr. Dann hoffentlich auch mit etwas mehr Publikum, das Festival hätte es verdient!
Tom Rehbein / McGerhard
Weitere fotographische Eindrücke findet Ihr unten und einige der Künstler*innen findet Ihr auch in unserer aktuellen Playlist auf Youtube. Guckt doch mal hier.