Lange hat es gedauert, doch nun veröffentlicht das Berliner Duo YUKAZU mit „Du bist nackt“ am kommenden Samstag endlich sein zweites Studioalbum. Auch auf ihrer zweiten CD bleiben Lenuschka Krüger und Mike Hermann ihrem Erfolgsrezept treu und präsentieren, wie schon auf dem Debüt „C’est plus fort que toi“, eine bunte Mischung aus westlichen und östlichen Folkklängen.
Der Westen ist in diesem Fall ganz klar Frankreich. Viele der Songs atmen geradezu die Atmosphäre eines lauen Pariser Sommerabends. Diese Verbindung von Leichtigkeit mit einer gewissen Melancholie kennt man aber nicht nur aus der französischen Hauptstadt, auch in der Musik des Balkan-Raums und im Klezmer wird dieses Lebensgefühl bisweilen transportiert. So wundert es dann auch nicht, dass die östlichen Einflüsse im wesentlichen aus diesen Bereichen stammen. Manchmal unternimmt das Duo, wie etwa beim Song „Samstag“, sogar Ausflüge in den Orient. Diese verschiedenen Musiktraditionen stehen aber bei YUKAZU nicht etwa nur nebeneinander, sondern werden munter miteinander kombiniert und verschmolzen, so dass daraus ein ganz eigener Sound entsteht. Damit entziehen sich die beiden Songwriter sympathischerweise dem gängigen Schubladendenken beziehungsweise basteln sich einfach ganz frech eine neue eigene, die sie mit dem Aufkleber „Chanson Gypsy Pop“ versehen. Egal wie man die Schublade nun beschriften mag (oder ob sie am Ende überhaupt nötig ist), das Wichtigste an der Musik von YUKAZU ist, dass sie lebt und atmet, vor allem aber, dass sie swingt! Die Songs grooven mal leise und verhalten, mal lauter und treibend, aber immer so unwiderstehlich, dass das sprichwörtliche Tanzbein ganz wie von selbst anfängt, dazu zu zucken.
All das hätte (und habe) ich bereits über das Debütalbum schreiben können. „Du bist nackt“ ist allerdings nicht ausschließlich die Fortführung von Bewährtem, denn eine signifikante Neuerung haben Lenuschka und Mike dann doch parat: Wie es schon der Albumtitel und der bereits angesprochene Track „Samstag“ vermuten lassen, ist es die deutsche Sprache. Im Gegensatz zum Erstling, auf dem durchgängig französische Texte zu hören waren, werden diesmal gut die Hälfte der Stücke auf deutsch gesungen. Das tut aber weder dem französischen Flair noch dem Balkan-Charme der Musik Abbruch, sondern fügt sich im Gegenteil sehr harmonisch ein und bereichert das Ganze um eine zusätzliche neue Facette, irgendwo zwischen BERTHOLD BRECHT und FELIX MEYER, die es nun auch dem nicht-frankophonen Publikum ermöglicht, in die Texte einzutauchen.
YUKAZU beweisen einmal mehr, dass es nicht immer die Seine sein muss, sondern man auch an der Spree zu leben weiß. Mit ihrem neuen Album liefern sie den perfekten Soundtrack für die kommenden Berliner Sommernächte und auch der Rest der Republik sollte in die Scheibe dringend mal reinhören. Da wir bei Schubladenfrei allerdings jegliche Haftung für die Wirkung von Musikempfehlungen ablehnen, sei hier noch eine gut gemeinte Warnung ausgesprochen: Vorsicht, Suchtgefahr!
YUKAZU
„Du bist nackt“
(Kitchen Records)
Tracklist:
1. Frei
2. Patati Patata
3. Obsessionelle
4. Die Liebe
5. Garder Le Sourire
6. Pas Seul
7. Samstag
8. Sesame
9. Rote Äpfel
10. Frei (Opium MX)