Das AL ANDALUZ PROJECT entstand 2006 durch das Aufeinandertreffen der beiden Gruppen L’HAM DE FOC aus Spanien und ESTAMPIE aus Deutschland. Die gemeinsame Leidenschaft für die historische Musik Europas mündete in einer fruchtbaren Zusammenarbeit, aus der mehrere CDs und eine Live-DVD hervorgingen. „Salam“ ist die dritte Studioproduktion des kulturübergreifenden Projekts.
Der Begriff „Al Andaluz“ verwirrt dabei so manchen, denn damit ist mitnichten das heutige Andalusien, also die südlichste der autonomen Gemeinschaften Spaniens gemeint, sondern der Begriff bezeichnete im Mittelalter den gesamten unter arabischer Herrschaft stehenden Raum auf der iberischen Halbinsel. Erstmals taucht die Bezeichnung zu Beginn des 8. Jahrhunderts auf einer zweisprachigen Münze auf. Trotz zeitweiser politischer Instabilität, zahlreichen Aufständen und militärischen Konflikten gilt das Zeitalter der muslimischen Herrschaft in Südeuropa heute zu Recht als ein goldenes Zeitalter der Toleranz und der kulturellen und wissenschaftlichen Blüte, in dem Moslems, Juden und Christen gleichberechtigt neben- und miteinander lebten. Zu zeigen, daß das friedliche Zusammenleben und die gegenseitige Befruchtung der Kulturen von damals, die sich nicht zuletzt in der Musik der Zeit widerspiegelt, auch heute noch möglich ist, ist eines der Anliegen der Mitglieder des Ensembles – nicht von ungefähr trägt das neue Werk den Titel „Salam“ („Frieden“). So finden sich auf dem Album sephardische Lieder über zwischenmenschliche Dinge wie Untreue („Esterika Serfatí“) oder Katastrophenereignisse wie einen Großbrand in Thessaloniki („Kantiga del Fuego“) neben geistlichen Stücken aus den berühmten „Cantigas de Santa Maria“ König Alfons X. („Madre de Deus“), marokkanischen Hochzeitsliedern („Amoulati“) oder Lobpreisungen des Propheten Mohammed („Nawba Raml Maya, Ritmo Btayhi“).
Im Zentrum stehen dabei ganz klar die drei Sängerinnen, die jeweils eine der kulturellen Strömungen repräsentieren: Iman Kandoussi die arabische, Mara Aranda die jüdisch-sephardische und Sigi Hausen die christliche. Allein diese drei Stimmen machen das AL ANDALUZ PROJECT immer wieder zu einem außergewöhnlichen Hörgenuß – aber natürlich wären die drei Damen ohne die virtuosen Musiker an Drehleiern, Dudelsäcken, Ud, Saz, Fidel, Zimbel und diversen Perkussionsinstumenten um einiges ärmer.
Erstmals widmet sich die Gruppe auf diesem Album auch der Tradition der Troubadoure Okzitaniens. Auch dies ist durchaus logisch, denn in seiner Hochzeit unter dem Emirat von Cordoba Anfang des 10. Jahrhunderts reichte der maurische Herrschaftsbereich im Norden bis an die Pyrenäen. Das Gebirge, das heute die Grenze zwischen Spanien und Frankreich markiert war zu damaliger Zeit wesentlich durchlässiger und lag inmitten eines zusammenhängenden Kulturgebiets. Die Verwandschaft des Okzitanischen mit dem Katalanischen, mit dem es wesentlich mehr gemeinsam hat als mit dem modernen Französisch, legt noch heute Zeugnis davon ab.
Fazit: Virtuos, kraftvoll und mitreißend sind nur einige der Adjektive mit denen man dieses außergewöhnliche Album beschreiben kann, ja muß. Eine absolute Perle!
Tracklist:
1.Esterika Serfatí (Sefardí)
2.Nawba Raml Maya, Ritmo Btayhi (Arabo-Andalusí)
3.La Mar (Raimbaut De Vaqueiras, Ca. 1180-1205)
4.Cantiga Del Fuego (Sefardí)
5.Afdihi Dabian Ibtassam (Moaxaja Arabe, Maqam Hijaz Kar)
6.Amors Mard / Arafto Lhawa Mod Arafto Hawak (Trovador Anónimo / Rabiaa Al Adawia)
7.Petenera (Sefardí)
8.Amoulati (Tradicional De Tetuán)
9.Chansonet (Guiraut De Bornell, Ca. 1138-1215)
10.El Rey De Francia (Sefardí)
11.Moaxaja (Arabo-Andalusí)
12.Madre De Deus (Cantiga De Santa Maria, 13. Jhdt.)
13.Yo Me Levanti Un Lunes (Sefardí)
14.Mina Nawa (Maalouf Tunecino)
15.Un Castel / Improvisation Iman (Tradicional Occitan)